BAV, Riester, Rürup – Welche Altersvorsorge lohnt sich für Dich?
Die gesetzliche Rente reicht in vielen Fällen nicht mehr aus, um im Alter den gewohnten Lebensstandard zu halten. Die Gründe sind vielfältig: Der demografische Wandel, eine steigende Lebenserwartung und sinkendes Rentenniveau verschärfen das Problem. Wer heute jung ist, muss selbst Verantwortung für seine Altersvorsorge übernehmen. Die gute Nachricht: Es gibt zahlreiche Modelle und Wege – von staatlich geförderten bis zu flexiblen privaten Lösungen.
Das Drei-Schichten-Modell der Altersvorsorge
Die Altersvorsorge in Deutschland basiert auf einem System mit drei Schichten, die verschiedene Lebenssituationen und Ziele abdecken:
- Basisversorgung (Schicht 1): Gesetzliche Rentenversicherung, Rürup-Rente, Versorgungswerke.
- Zusatzversorgung (Schicht 2): Riester-Rente, betriebliche Altersvorsorge (BAV).
- Private Vorsorge (Schicht 3): Kapitalanlageprodukte, private Rentenversicherungen, Immobilien.
Diese Struktur ermöglicht eine flexible Planung und Anpassung an individuelle Bedürfnisse.
Gesetzliche Rentenversicherung
Die gesetzliche Rentenversicherung ist das Fundament der Altersvorsorge. Doch dieses System steht unter Druck:
- Sinkendes Rentenniveau: Prognosen deuten auf ein langfristiges Absinken.
- Mehr Rentner, weniger Beitragszahler: Der demografische Wandel lässt das Umlageverfahren an seine Grenzen stoßen.
- Steigende Lebenserwartung: Menschen beziehen länger Rente, was die Finanzierung erschwert.
Deshalb ist es essenziell, zusätzlich privat vorzusorgen.
Regelung zur gesetzlichen Rentenversicherung – Wann kann man in Rente gehen?
- Für die Auszahlung der Rente, muss man mindestens 60 Monate (5 Jahre) eingezahlt haben.
- Wer mindestens 35 Jahre eingezahlt hat, kann vor der Regelaltersrente in Rente gehen. Die Rente wird um 0,3% pro vorgenzogenem Monat gekürzt.
- Wer mindestens 45 Jahre eingezahlt hat (Kindererziehung und sonstige Berücksichtigungszeiten werden mit gerechnet), kann ohne Kürzung in Rente gehen.
Lebenserwartung
Unsere Lebenserwartung steigt stetig. Das ist eine erfreuliche Entwicklung – bedeutet aber auch, dass Rentenzahlungen über längere Zeiträume geleistet werden müssen. Für Versicherungen bedeutet das höhere Kosten, für die Versicherten die Notwendigkeit einer guten Vorsorge.
Was heißt das konkret?
Wenn Du heute 30 Jahre alt bist, solltest Du dich auf eine Rentenbezugsdauer von 30 Jahren oder mehr einstellen. Um Deinen Lebensstandard zu halten, brauchst Du eine durchdachte Anlagestrategie mit solider Rendite über einen langen Zeitraum.
Wie hoch ist deine Lebenserwartung?
Aktuelles Alter | Lebenserwartung Frauen | Lebenserwartung Männer |
---|---|---|
0 | 5 | 99,89 |
5 | 103 | 99,24 |
10 | 102,19 | 98,32 |
15 | 101,36 | 97,38 |
20 | 100,54 | 96,50 |
25 | 99,71 | 95,65 |
30 | 98,86 | 94,78 |
35 | 98,02 | 93,9 |
40 | 97,21 | 93,06 |
45 | 96,45 | 92,29 |
50 | 95,75 | 91,61 |
55 | 95,1 | 91,05 |
60 | 94,51 | 90,59 |
65 | 94,02 | 90,28 |
70 | 93,7 | 90,29 |
75 | 93,68 | 90,7 |
Riester-Rente: Ideal für Familien und Angestellte
Die Riester-Rente ist staatlich gefördert und eignet sich besonders für Menschen mit Kindern oder geringem Einkommen.
Vorteile:
- Grundzulage und Kinderzulage.
- Steuerliche Absetzbarkeit bis 2.100 € jährlich.
- Kapitalentnahme bis zu 30 % bei Rentenbeginn möglich.
Nachteile:
- Volle Versteuerung der Rente.
- Rückzahlung der Zulagen bei vorzeitiger Kündigung.
- Eingeschränkte Flexibilität.
Rürup-Rente: Die Lösung für Selbstständige
Die Rürup-Rente (Basisrente) ist besonders für Selbstständige interessant, da sie hohe steuerliche Vorteile bietet.
Vorteile:
- Beiträge bis zu 29.344 € jährlich absetzbar.
- Pfändungssicher und Hartz-IV-sicher.
- Lebenslange Rentenzahlung.
Nachteile:
- Keine Kapitalauszahlung.
- Eingeschränkte Vererbbarkeit.
- Bindung bis zum Lebensende.
Betriebliche Altersvorsorge (BAV): Vorsorge mit Arbeitgeberzuschuss
Die BAV ist eine Zusatzvorsorge, die über den Arbeitgeber organisiert wird.
Vorteile:
- Beiträge steuer- und sozialabgabenfrei.
- Arbeitgeber muss mindestens 15 % Zuschuss leisten.
- Unterschiedliche Durchführungswege möglich.
Nachteile:
- Rentenleistungen später voll zu versteuern.
- Eingeschränkte Flexibilität bei Arbeitgeberwechsel.
Private Rentenversicherung: Flexibel und individuell
Die private Rentenversicherung ist ein Klassiker unter den Vorsorgeprodukten. Sie bietet Sicherheit, Planung und Flexibilität.
Besonderheiten:
- Rentenbezug oder Kapitalauszahlung möglich.
- Individuell gestaltbare Laufzeit.
- Frei vererbbar.
ETFs und Kapitalanlagen: Renditestarke Vorsorge
Kapitalmarktbasierte Lösungen wie ETF-Sparpläne werden immer beliebter. Sie eignen sich für alle, die langfristig Rendite suchen.
Vorteile:
- Hohe Flexibilität.
- Geringe Kosten.
- Breite Streuung des Risikos.
Nachteil:
- keien Lebenslange rente
Den Nachteil kann man umgehen, indem man dies im Versicherungsmantel macht oder kurz vor Rentenzahlung, dies als Einmalzahlung in eine neue Rentenversicherung investiert. Wobei je später dies umgewandelt wird, desto geringer könnte die Rente ausfallen, da dann die neuen Berechnungmethoden und Statistiken gelten.
Wichtig:
Erfordert Disziplin und ein gewisses Maß an Wissen über den Kapitalmarkt.
Immobilie als Altersvorsorge
Egal ob selbstgenutzt oder Vermietet und ein Mieter zahlt die Immobilie ab. Dies kann sich immer lohnen.
Vorteile:
- Eigenheim als sichere Basis.
- Mietfreies Wohnen im Alter.
- Steuerliche Vorteile und staatliche Zulagen.
- Wohnriester* ermöglicht es, staatliche Förderung für den Erwerb oder die Entschuldung von selbstgenutztem Wohneigentum zu nutzen.
*Finger weg vom Wohnriester
Wohnriester-Verträge werden in Deutschland immer beliebter. Jedoch möchten wir an dieser Stelle darauf

hinweisen, dass sich der Versicherte mit diesem Modell der Altersvorsorge zwingend an seine Immobilie kettet. Denn es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass der Versicherungsnehmer spätestens zum Renteneintrittsalter von 67 bis zum 85. Lebensjahr in der Riester geförderten Immobilie wohnen bleiben muss (Selbstnutzungsklausel). Aber ist diese Altersvorsorge in der Praxis realistisch?
Ein junges Paar, das durch Wohnriester ihr Haus finanziert, weiß doch nicht, was ihnen die Zukunft bringt!
Was ist zum Beispiel im Falle einer Scheidung? Wenn z.B. ein Partner, das Eigentum verlässt und es nicht mehr selber nutzt, muss er innerhalb von einem Jahr die komplette Fördersumme in einen neuen Riestervertrag stecken. Aber wer hat das Geld und die finanziellen Möglichkeiten hierfür? Schließlich sind in einer solchen Situation erst einmal Möbel und fundamentale Sachen wichtig, da der Partner verlassen wurde und ein zweiter Hausrat angeschafft werden muss. Alternativ schreibt der Gesetzgeber vor, dass innerhalb von vier Jahren eine neue, selbst genutzte Immobilie nach der Aufgabe der ursprünglichen Immobilie angeschafft werden kann. Neben der Zahlung von Unterhaltsansprüchen und evtl. Alimenten dürfte auch das praxisfremd sein…
Anderes Beispiel:
Du veränderst dich beruflich und ziehst in ein anderes Bundesland. Wegen der Riesterförderung deines Objekts darf dies nur vorübergehend vermietet werden. Mit 67 zum Renteneintritt musst du spätestens wieder dorthin zurückgezogen sein.
Deine Immobilie darf auch nicht ohne weiteres vererbt oder verschenkt werden, da du ja Rente in dieses Objekt investiert hast. Denn Wohnriester dient einzig und allein dem Zweck, so schnell wie möglich mittels staatlicher Rentenfördergelder eine eigene Immobilie abzuzahlen, damit der Versicherte im Rentenalter keine Mietlasten mehr aufwenden muss. Allerdings wird er somit dazu gezwungen, das Eigentum bis zum 85. Lebensjahr selbst zu nutzen. Und das ist der Haken! Die versicherte Person darf das Objekt zwar verkaufen, wenn beispielsweise ein lebenslanges Wohnrecht in einem Seniorenheim stattdessen erworben wird, aber was ist, wenn die Person zu ihrem Kind ziehen wollte, um privat betreut und versorgt zu werden? Pech gehabt, oder hohe Rückzahlungen in Kauf nehmen!
Oder:
Du willst im Alter vielleicht auswandern und die Sonne in anderen Ländern genießen? Auch das ist wegen der Wohnriesterförderung der Vergangenheit nicht umsetzbar oder mit hohen Kosten verbunden.
In all den aufgeführten Fällen muss das steuerlich geförderte Kapital rückwirkend versteuert werden, weil der Staat seine Fördergelder zum Zweck der Eigentumsverwirklichung zur Verfügung gestellt hat und der Versicherte Vertragspflichten zu wahren hat.
Unser Fazit: Die Wohnriester-Verträge sind eher mit Vorsicht zu behandeln, da niemand sein Leben bis zum 85. Lebensjahres konkret planen kann und unerwartete Wendungen eintreffen können…
Autor: Sonja Noack
Rentenlücke erkennen und schließen
Die Rentenlücke ergibt sich aus der Differenz zwischen dem letzten Nettoeinkommen und der erwarteten Rente.
So gehst Du vor:
- Letztes Nettoeinkommen vor Renteneintritt bestimmen.
- Voraussichtliche gesetzliche Rente berechnen.
- Lücke identifizieren und geeignete Produkte zur Deckung wählen.
Wie hoch ist die zu erwartende gesetzliche Rente?
Wie hoch ist Deine Gesamtrente mit all deiner bestehenden Vorsorgeverträgen?
Berufsunfähigkeitsversicherung: Einkommen absichern
Nicht nur das Alter, auch der Verlust der Arbeitskraft kann die Altersvorsorge gefährden.
Warum wichtig:
Rund jeder vierte Erwerbstätige wird im Laufe seines Berufslebens berufsunfähig. Eine BU-Versicherung schützt vor dem finanziellen Absturz.
Digitale Rentenübersicht: Überblick gewinnen
Seit Kurzem kannst Du alle Deine Rentenansprüche (gesetzlich, betrieblich, privat) zentral einsehen. Das erleichtert die Planung und gibt Klarheit über die aktuelle Versorgungslage. Zur Seite der digitalen Rentenübersicht.
Steuerliche Aspekte der Altersvorsorge
Je nach Produkt gelten unterschiedliche steuerliche Regeln:
- Riester: Beiträge absetzbar, Rente voll zu versteuern.
- Rürup: Hoher Sonderausgabenabzug, nachgelagerte Besteuerung.
- Private Vorsorge: Teilweise ertragsanteilbesteuert.
Sozialleistungen & Altersvorsorge
Nicht alle Produkte sind gleich geschützt:
- Riester & Rürup: In der Ansparphase meist Hartz-IV-sicher.
- Private Rentenversicherungen: Je nach Gestaltung angerechnet.
- Pfändungsschutz: Nur bei bestimmten Vertragsarten gegeben.
Vererbbarkeit von Rentenansprüchen
- Riester: Übertragung auf Ehepartner oder Kinder möglich.
- Rürup: Eingeschränkt vererbbar.
- Private Versicherungen: Frei vererbbar.
Fazit
Die richtige Altersvorsorge ist individuell. Wer früh beginnt, regelmäßig investiert und sich beraten lässt, kann den Ruhestand entspannt und sicher genießen. Die Kombination aus verschiedenen Vorsorgearten – staatlich gefördert, betrieblich und privat – ist dabei oft die beste Lösung.
FAQ – Häufige Fragen zur Altersvorsorge
- Was ist die beste Altersvorsorge für Berufseinsteiger?
Eine geförderte Riester-Rente kann besonders lohnenswert sein, wenn Anspruch auf staatliche Zulagen besteht. - Wie funktioniert die Riester-Rente genau?
Du zahlst regelmäßig ein, erhältst staatliche Zulagen und steuerliche Vorteile – mit Auszahlung als Rente oder anteiligem Kapital. - Wer bekommt Zulagen bei der Riester-Rente?
Förderberechtigt sind alle Pflichtversicherten der gesetzlichen Rentenversicherung, Beamte und Eltern mit Kindergeldanspruch. - Für wen ist die Rürup-Rente sinnvoll?
Besonders für Selbstständige, die keine Riester-Förderung erhalten und steuerlich profitieren wollen. - Welche Altersvorsorge lohnt sich für Selbstständige?
Die Rürup-Rente wegen der steuerlichen Absetzbarkeit und der Hartz-IV-Sicherheit. - Was ist der Unterschied zwischen BAV und Riester?
BAV wird über den Arbeitgeber organisiert, Riester ist eine private, staatlich geförderte Vorsorge. - Kann ich Wohnriester für Renovierungen nutzen?
Ja, unter bestimmten Voraussetzungen kannst Du Wohnriester auch für Modernisierungen einsetzen. - Was passiert mit meiner Altersvorsorge im Todesfall?
Je nach Produkt können Ehepartner oder Kinder Leistungen erhalten oder Beiträge werden zurückerstattet. - Wie kann ich meine Rentenlücke berechnen?
Mit einem Rentenrechner, der alle Vorsorgebausteine berücksichtigt. - Wie hoch ist meine Lebenserwartung statistisch gesehen?
Abhängig vom Alter und Geschlecht – Frauen leben im Schnitt länger als Männer. - Wann kann ich frühestens in Rente gehen?
Frühestens nach 35 Beitragsjahren mit Abschlägen, abschlagsfrei nach 45 Beitragsjahren. - Gibt es eine staatliche Förderung für die private Altersvorsorge?
Ja, bei Riester in Form von Zulagen, bei Rürup durch Steuervorteile. - Welche Steuervorteile bringt mir die Rürup-Rente?
Beiträge können als Sonderausgaben bis zu einem hohen Höchstbetrag abgesetzt werden. - Muss ich meine Betriebsrente versteuern?
Ja, in der Auszahlungsphase unterliegt sie der nachgelagerten Besteuerung. - Was ist besser – Kapitalauszahlung oder monatliche Rente?
Kommt auf Deinen Lebensstil, Deine Ausgaben und Deine finanzielle Planung an. - Welche Altersvorsorge ist pfändungssicher?
Die Rürup-Rente ist in der Ansparphase vor Pfändung geschützt. - Wie wirkt sich Hartz IV auf meine Vorsorge aus?
Riester- und Rürup-Verträge sind in der Ansparphase geschützt, Leistungen werden jedoch angerechnet. - Kann ich meine Rentenversicherung kündigen oder verkaufen?
Kündigung ist möglich, aber mit Nachteilen. Verkauf ist nur bei bestimmten Modellen erlaubt. - Was bringt eine Rentenversicherung ohne Gesundheitsprüfung?
Schneller Abschluss, aber meist höhere Beiträge und geringere Leistungen. - Welche Altersvorsorge ist flexibel und vererbbar?
Private Rentenversicherungen bieten meist flexible Optionen und können vererbt werden. - Welche Altersvorsorge ist sinnvoll für Geringverdiener?
Riester-Rente, da Zulagen einen Großteil der Beiträge decken können.
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